Bericht von Alt-Bgm. Hildebert Ender, Mäder - am 06.07.2020

 

Hochwasser-Alarm am Rhein 1954

 

 

Der Alarm wurde am 02. 07. 1954 vom Zollamt in Mäder durch Herrn Adolf Staud
um 02.30 Uhr ausgelöst, uzw. wurden die Herren Ing. Marte und Brändle geweckt.

 

 

Ich war damals 19 Jahre alt und 2 Jahre bei der Ortsfeuerwehr. Wir hatten die Aufgabe, die Hochwasserentwicklung zwischen den Zollämtern Koblach und Mäder zu beobachten und jeweils entsprechende Meldungen zu machen.
Ausgerüstet mit einer Taschenlampe (mit weiß-rot-grünem Licht) waren wir eine ganze Nacht unterwegs und steckten Ruten am Innendamm, um das Steigen oder Fallen des Wasserstandes jeweils feststellen zu können.
In derselben Zeit, um 1952, wurde beim Betriebsgelände der IRR in Mäder in Richtung Koblach auf eine Länge von ca.300 m der Rheindamm begradigt, mehr landwärts verlegt, um die dort noch bestehende Hochwassergerinne-Verengung zu beheben. Eben an dieser Stelle wäre dann bei dem gefährlichen Hochwasser der Rhein beinahe eingebrochen.

 

Der neue, frisch geschüttete Rheindamm hatte sich noch nicht entsprechend gesetzt und verdichtet. Deshalb sickerte das Wasser am Dammfuß durch. Auf Grund dieses Umstandes und der über das Zollamt Mäder erfolgten Alarmierung rief der damalige Bürgermeister Albert Gisinger alle männlichen Kräfte der Gemeinde über 18 Jahre (sofern vorhanden – zusammen mit Roß und Wagen) zum Hochwasserschutz auf.
In aller Eile mussten Sandsäcke zur Verdichtung und Beschwerung am Dammfuß aufgelegt werden, um das durchsickernde Wasser zu stoppen und den Damm zu beschweren und zu stärken. Damals stand das Wasser im Rhein nur noch etwa 40 cm unter der Hochwasserdamm-Krone und ein Überlaufen musste befürchtet werden.
Zum Glück ging das Hochwasser bald zurück und eine schreckliche Katastrophe konnte gerade noch verhindert werden.

 

Dazu noch ein Auszug aus dem Buch „MÄDER HEIMATDORF AM RHEIN“ von VS Direktor Burkhard Kilga:

 

In unserem Raume wurden zwischen 1950 und 1955 die letzten Rheinauenreste abgeholzt.
Das letzte Stück nördlich der Koblacher Grenze bis zum Gässele herunter gleich nach dem bedrohlichen Hochwasser von 1954. Diese Forderung der Rheinbauleitung war im zweiten Staatsvertrag enthalten.

 

Die Entfernung der Auwaldung löste von seiten der Bevölkerung und der Anrainergemeinden heftige Proteste aus. Aber alle Proteste konnten die für Mäder so wertvolle Au nicht mehr retten. Der Auwald musste entfernt werden, damit bei Hochwasser keine gefährlichen Stauungen durch Treibholz entstehen können; vor allem um den freien schnelleren Wasserlauf zu sichern.

 

1952 pachtete die Rheinbauleitung den südlichen Teil des Kadelsteinbruches von der Gemeinde Koblach.
Ebenso pachtete sie von der Gemeinde Mäder die ganzen noch bestockten „Rüttele- und Amerika-Auen“. Beide Auen wurden gerodet und in das heutige Betriebsgelände der Rheinbauleitung umgestaltet.
Zur selben Zeit wurde von dort aufwärts in einer Länge von etwa 300 Meter der Rheindamm begradigt, mehr landwärts verlegt, um die dort noch bestehende Hochwassergerinne-Verengung zu beheben.

 

Eben an dieser Stelle, wäre dann bei dem gefährlichen Hochwasser 1954 der Rhein beinahe eingebrochen. Der neue frischgeschüttete Rheindamm hatte sich noch nicht entsprechend gesetzt und verdichtet. Deshalb vermochte das Wasser durch die Poren zu drücken. In aller Eile mussten Sandsäcke zur Verdichtung und Beschwerung aufgelegt werden, um das durchsickernde Wasser zu stoppen und den Damm zu beschweren und zu stärken.

 

Damals stand das Wasser im Rhein nur noch etwa 40 cm unter der Dammkrone. Es wäre also bald übergelaufen. An den damals noch alten Rheinbrücken von Koblach und Mäder streifte schon die Flut. Sie mussten für jeden Verkehr gesperrt werden. Zum Glück ging das Hochwasser bald zurück und eine schreckliche Katastrophe konnte gerade noch verhindert werden. Damals stand, wie schon vermerkt, im Vorland noch das letzte Stück Auwald. Dieses hätte beinahe diese Katastrophe verursacht.
Es konnte nämlich hier beobachtet werden, wie die Flut durch das angeschwemmte Treibholz gestaut wurde und dadurch eine äußerst bedrohliche Wirbelbildung zustande kam. Zudem wurde dadurch der Druck auf den zu jungen Rheindamm erhöht.

 

Als das Hochwasser dann vorbei war, der Rhein wieder in seinem Bette floß, sah man im Vorland, genau unter dem gefährlichen Hochwasserwirbel ein riesiges Loch im Vorlande.
Es war so groß, dass man mehr als ein Wohnhaus hätte hineinstellen hätte können.
Da erst wurde die große Gefahr, in der sich besonders unser Ort befand, in der ganzen Tragweite erkannt.
Sofort begann man mit der Rodung des letzten Stückes Auwaldes.
Aber auch der Rheindamm bekam eine zusätzliche Verstärkung in Form eines Steinsockels flußwärts in der ganzen Länge etwa 60 cm hoch.